Fallstudien

Bio Schafe, Ziegen und Rinder

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Bio Schafe, Ziegen und Rinder

Inhalt

1. Einleitung

Ioannis Anthoulis ist ein junger Mann (37 Jahre alt), der seit mehr als 20 Jahren in der Wanderweidewirtschaft arbeitet. Er trat die Nachfolge seines Vaters bei der Leitung der landwirtschaftlichen Aktivitäten an. Heute besitzt er einen großen Biohof mit 3000 Schafen, 50 Ziegen und 200 Rindern. 

2. Grundlegende Informationen

Hauptträgers

Ioannis Anthoulis

Beginn der Praxis

2000

Standort

Potamia, Greece

Beteiligte Organisationen
  • Landwirt
Gesamtfläche der bewirtschafteten Flächen in ha
  • 1100 ha
Eigentumsverhältnisse an dem für die Wanderweidewirtschaft genutzten Land
  • Eigenes Land
  • Gepachtetes öffentliches Land
Grundlegende Produkte

Die Grundprodukte der Wanderweidewirtschaft sind Milch, Fleisch, Käseprodukte (Feta, Graviera, Manouri) und Wolle.

NUTS3-Region
EL612 Larisa (Winter), EL531 Grevena (Summer)
  • Main Farm

    Farm

  • Summer pastures

Glossar

3. Situation vor der Inbetriebnahme/ Veränderung/ Fortführung

Der Großvater von Ioannis Anthoulis gründete den Hof. Sein Vater setzte diese Tradition fort. Seit er 14 Jahre alt ist, ist Ioannis Anthoulis aktiver Landwirt. Die gesamte Familie ist im Laufe der Jahre immer wieder in dieselbe Winter- und Sommerregion gezogen. Im Winter wohnt die Familie im Dorf Blaxogianni in der Region Elassona. Im Sommer wohnt die Familie im Dorf Samarina in der Präfektur Grevena. Wenn die Schule zu Ende ist, ziehen die Kinder in die Berge. Ioannis Anthoulis hat das Gymnasium abgeschlossen und eine Berufsbildungseinrichtung für Informatik besucht. Sein Wissen ist empirisch und wird von Generation zu Generation weitergegeben.

4. Beschreibung der Wanderweidewirtschaft

Landschaftstyp
  • Natürliches Grünland (321)
  • Spärlich bewachsene Flächen (333)
Tierart/ Rasse

Ioannis Anthoulis hat Schafrassen wie Sarakatsaniko und Mpoutsiko sowie die Rinderrasse Red zertifiziert.

Bewegungsmuster

Vor fünfzehn Jahren wurde die Herde noch vertikal zu Fuß transportiert. Heute bringt Ioannis Anthoulis seine Herde im Mai mit Fahrzeugen vom Flachland ins Hochland. Er braucht etwa 17 Fahrzeuge. Das bedeutet, dass er viel Geld für diese Transporte ausgibt. Die Familie fährt auch mit Autos. Im Oktober zieht Ioannis Anthoulis 12-20 Tage lang zu Fuß vom Hochland ins Tiefland. Nur kranke Tiere werden mit einem Fahrzeug transportiert.

Art der Zusammenarbeit

Der Großteil der Fleischproduktion wird an das Unternehmen „Farma Elassonas“ verkauft. Außerdem verkauft Ioannis Anthoulis im Sommer eine kleinere Menge an seine Schlachterei im Dorf Samarina. Die Milchproduktion wird an eine Käserei verkauft. Ioannis Anthoulis produziert jedoch zusätzlich 500 Dosen Feta-Käse und eine kleine Menge Kefalograviera und Manouri-Käse, die er jeweils selbst verkauft. Die Wolle wird nicht verkauft.

Bedrohungen und Herausforderungen

Zusätzlich zu den Arbeiten, die seine Familie verrichtet, beschäftigt Ioannis Anthoulis sieben feste Mitarbeiter, die ihm bei der Viehzucht helfen. Er erzählt uns, dass er Schwierigkeiten hat, Arbeiter zu finden, die das ganze Jahr über auf seinem Hof arbeiten. Viele Jahre lang beschäftigte er Auswanderer aus Albanien und Bulgarien. Leider haben viele von ihnen den Beruf gewechselt oder sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Daher ist die Chance, Arbeitskräfte zu bekommen, begrenzt. Ein weiteres Problem ist das mangelnde Verständnis der Menschen, die nicht wissen, was Wanderweidewirtschaft ist und welche Bedeutung sie hat. Ioannis Anthoulis und seine Arbeiter stehen vor allem dann vor großen Problemen, wenn sie sich mit ihrer Herde Wohngebieten nähern. Er erzählte uns ein Beispiel von seinem Vater, der von der Polizei angehalten und kontrolliert wurde. Da er seinen Ausweis nicht dabei hatte, musste er die Tiere mehrere Stunden lang allein lassen. Dadurch entstand ein erheblicher Schaden, weil niemand das Vieh vor wilden Tieren schützen konnte. Außerdem erzählte uns Ioannis Anthoulis, dass die Bewegung zu Fuß dem Wohlergehen seiner Herde dient.

5. Getroffene Entscheidungen

Begründungen

Ioannis Anthoulis glaubt, dass Wandertierhaltung eine Lebensweise ist. Er hat mit Tieren zu tun, seit er vier Jahre alt ist. Er legt Wert darauf, den traditionellen Routen zu folgen und hält das für eine einzigartige Erfahrung. Er mag die Tiere, die Berge, aber auch den ganzen Prozess der Wanderweidewirtschaft. Er geht dieser Arbeit nach, weil sie die Haupteinnahmequelle für ihn und seine Familie ist.

Entscheidung für die Tierart/ spezifische Rasse

Ioannis Anthoulis erwähnte, dass er autochthone Rassen hat, die gut an die Umwelt des griechischen Landes angepasst sind, aber niedrige Erträge haben.

Entscheidung für das Produktionssystem

Ioannis Anthoulis hat sich für einen Biobetrieb entschieden, der ihm ein höheres Einkommen bringt. Es ist bekannt, dass die Preise für Bio-Milch höher sind und die Bio-Produkte eine bessere Qualität haben. 

Diversifizierung des Einkommens

Ioannis Anthoulis möchte, dass der Staat ihm mehr Anreize für die Erhaltung seiner Rassen gibt und ihn nicht zwingt, verbesserte Rassen einzusetzen, um mehr Profit zu machen. Er möchte keine verbesserten Rassen verwenden, weil er die traditionelle Art der Wanderweidewirtschaft beibehalten möchte. Aus diesem Grund melkt er seine Tiere in den Bergen weiterhin von Hand. Derzeit ist seine Herde sehr groß und er hat keine Zeit, sich mit etwas anderem zu beschäftigen als mit seiner derzeitigen Praxis.

Multifunktionale Aspekte

Ioannis Anthoulis ist der Meinung, dass die Weideflächen bei richtiger Bewirtschaftung den Bedarf der Tiere ohne Zuschläge der Landwirte decken können. Er glaubt, dass die Vegetation der Bergweiden sehr reichhaltig ist, was den Produkten einen Mehrwert verleiht.

6. Ausbildung/Fähigkeiten, um das "Geschäft" aufzubauen

Ioannis Anthoulis kommuniziert mit anderen Landwirten über Facebook. Außer seinem Erfahrungswissen hat er keine Ausbildung.

7. Nächste Schritte zum Weiterkommen

Ioannis Anthoulis glaubt, dass die durch den Personalmangel verursachten Probleme ihn bald dazu zwingen könnten, die Herde zu verkleinern und ein kleines Unternehmen zu gründen, um seine Produkte selber zu verkaufen.

8. Zitat und Empfehlung des Unternehmers

Ioannis Anthoulis ist der Meinung, dass die Programme für Junglandwirte ihnen nicht wesentlich dabei helfen, Transhumanz-Landwirt zu werden. Die Kosten für den Kauf von Tieren und die entsprechende Infrastruktur sind sehr hoch. Junge Landwirte sollten über eigenes Geld verfügen, um in das Geschäft einzusteigen.

Andererseits würde Ioannis Anthoulis einem jungen Menschen nicht empfehlen, mit der Wanderweidewirtschaft anzufangen, wenn er nicht über die entsprechende Erfahrung verfügt. Er ist der Meinung, dass die Person sich zunächst einem Transhumanz-Praktiker anschließen und dann entscheiden sollte, ob sie Transhumanz-Landwirt/in werden will oder nicht.