Fallstudien

Auf bestehender Infrastruktur aufbauen

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Auf bestehender Infrastruktur aufbauen

Inhalt

1. Einleitung

Das Unternehmen baut auf früheren Erfahrungen und Familientraditionen sowie auf der bestehenden Infrastruktur einer ehemaligen landwirtschaftlichen Genossenschaft auf. Nach der Samtenen Revolution in den 1990er Jahren wurden viele staatliche Bauernhöfe in private Unternehmen umgewandelt, und die Farm Milko Ltd. ist eines davon. Die bestehende Infrastruktur war ein wichtiger Faktor, der bei der Gründung des Unternehmens half.

2. Grundlegende Informationen

Hauptträgers

Jana Lešková / Farm Milko Ltd.

Beginn der Praxis

1992

Standort

Jana Lešková / Farm Milko Ltd.

Beteiligte Organisationen
  • Genossenschaften
Gesamtfläche der bewirtschafteten Flächen in ha
  • 40 ha
Eigentumsverhältnisse an dem für die Wanderweidewirtschaft genutzten Land
  • Eigenes Land 10 ha
  • Gepachtetes öffentliches Land genaue Fläche nicht angegeben da sich die gepachtete Fläche von Jahr zu Jahr ändert
Grundlegende Produkte
  • Milch
  • Fleisch
NUTS3-Region
SK032 Banská Bystrica Region
  • Main Farm

    Farm and summer pastures

Glossar

3. Situation vor der Inbetriebnahme/ Veränderung/ Fortführung

Die Farm Milko Ltd. folgt der Familientradition und den historischen Formen der Landnutzung im Dorf Ľubietová. In der Vergangenheit gab es eine kommunale Schäferhütte. Im Winter wurde das Vieh in den Ställen gehalten und im Sommer auf den Almen rund um das Dorf. 

Nach der Zwangsübertragung von privatem Land und Grundbesitz an die staatliche Verwaltung während der kommunistischen Ära (1950-1989) arbeiteten die Familienmitglieder des Betriebs in der örtlichen landwirtschaftlichen Genossenschaft. In den letzten Jahren seines Bestehens litt der Betrieb unter einem Mangel an Arbeitskräften. Nach der Samtenen Revolution wurden die staatlich verwalteten Betriebe nach und nach an die privaten Eigentümer zurückgegeben oder konnten zu günstigen Bedingungen zurückgekauft werden. 

Die ehemaligen Mitarbeiter der Genossenschaft in Ľubietová waren nicht daran interessiert, den Betrieb weiterzuführen. Im Jahr 1992 beschlossen die heutigen Eigentümer der Farm Milko Ltd. schließlich, die Genossenschaft zu kaufen. Sie gründeten einen Familienbetrieb, in dem sie ihre Erfahrung aus mehreren Generationen in der Viehzucht, vor allem in der Schafzucht, einsetzen. Der Mangel an Mitarbeitern ist eine immer wiederkehrende Herausforderung. Dies ist derzeit das größte Hindernis für die Entwicklung des Betriebs.

4. Beschreibung der Wanderweidewirtschaft

Landschaftstyp

Die Farm Milko Ltd. ist in der hügeligen, bäuerlichen Landschaft am nördlichen Fuße des neovulkanischen Poľana-Gebirges tätig. Die natürliche Grenze der menschlichen wirtschaftlichen Aktivitäten sind Erdrutsche. Historisch gesehen war das Dorf für den Kupferabbau und die damit verbundene Bergbauindustrie bekannt. Vom 14. bis zum 19. Jahrhundert war es eine der sieben Bergbaustädte der ungarischen Monarchie und trug maßgeblich zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der ungarischen Monarchie bei.

E-Atlas: Weide

Tierart/ Rasse

Auf dem Hof leben etwa 300 Schafe. Die Farmbesitzer kreuzen erfolgreich das traditionelle slowakische Walachische Schaf und das französische Lacaune. Das Ergebnis sind Schafe mit einer angemessenen Menge an Haaren, wohlschmeckender Milch und Fleisch. Der Vorteil der Kreuzung von Rassen liegt zum Beispiel in den Haareigenschaften der Schafe. Im Sommer ist es an heißen Tagen für die walachische Rasse mit ihrem dicken, langen Haar beschwerlich. Sie können sich überhitzen. Kreuzungsrassen haben ein anderes Haar, und die Hitze ist für sie weniger problematisch. Im Herbst, Ende September, werden Kreuzungen wegen ihrer dünn behaarten Bäuche früher eingestallt. Auch für die Qualität von Milch und Fleisch sind Kreuzungen von Vorteil, da ihre Produkte schmackhafter sind als die der reinrassigen Rassen. Die Kreuzung erneuert zudem den Genpool und minimiert die Inzucht.

Bewegungsmuster

Der Hof praktiziert eine vertikale Bewegung. Eine Besonderheit sind die Bergweiden in höheren Lagen (550 – 700 m ü.d.M.) oberhalb des Dorfes, wo die Tiere im Sommer frei in der Landschaft weiden. Die Herde zieht zu Fuß zu den Weiden, ebenso wie der Hirte und die begleitenden Wachhunde. 

Die Zusammensetzung der Pflanzenarten auf den Bergweiden wirkt sich positiv auf die Qualität von Milch und Fleisch aus.

Art der Zusammenarbeit

Das Unternehmen betreibt eine vertikale Zusammenarbeit auf dem Markt. Es verkauft seine Milch- und Fleischprodukte an die verarbeitende Großindustrie.

Angesprochene Märkte/ Produktverkauf

Der Betrieb ist einer von vielen Lieferanten für in- und ausländische Märkte.

Bedrohungen und Herausforderungen

Die Wirtschaftsförderung braucht derzeit mehr Personal. Der moderne Wohnungsbau hat sich entwickelt und die Funktion des ländlichen Wohnens hat sich von der produktiven Landwirtschaft zu mehr oder weniger reinen Wohnzwecken bzw. zu Wohn- und Freizeitzwecken verändert. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass Arbeitskräfte aus dem landwirtschaftlichen Sektor vor allem in den Dienstleistungs- und Unternehmenssektor in den Städten abgewandert sind.

5. Getroffene Entscheidungen

Begründungen

Der wichtigste Grund für die Gründung des Unternehmens war die soziale Verbindung zum Familienunternehmen.

Entscheidung für die Tierart/ spezifische Rasse

Der Betrieb hat die genetische Qualität der gezüchteten Schafe verbessert, indem er eine traditionelle slowakische Rasse – das traditionelle Walachische Schaf – und die französische Lacaune-Rasse gekreuzt hat.

Entscheidung für das Produktionssystem

Von Anfang an konzentrierte sich der Betrieb auf die ökologische Landwirtschaft auf dem Lande.

Diversifizierung des Einkommens

Das Haupteinkommen des Betriebs besteht aus dem Verkauf von Fleisch und der Milchproduktion. Die Produkte sind von sehr hoher Qualität und werden von den Abnehmern geschätzt. Das liegt vor allem an den hochwertigen Weiden. Die Weiden befinden sich teilweise auf Kirchenland, das von guter Qualität ist. Schon in der Vergangenheit wurden die Weideflächen wegen ihrer hohen Qualität und dem Vorhandensein von Wasserressourcen geschätzt. Diese sind für den Betrieb der Hirtenhütte unerlässlich.

Multifunktionale Aspekte

Der Betrieb versucht, die ökologische Qualität der Weiden so weit wie möglich zu erhalten und passt seine Beweidungspraktiken entsprechend an. Dank seines sensiblen Ansatzes trägt die saisonale Beweidung dazu bei, bestimmte Arten zu erhalten, die Biodiversität zu fördern und die Vielfalt der Landschaftsstrukturen insgesamt zu bewahren. In Zukunft möchte sich der Betrieb in Zusammenarbeit mit weiterführenden Berufsschulen und Ausbildungsprogrammen an der Entwicklung des Bildungswesens und der Förderung der Weidewirtschaft beteiligen.

 

6. Ausbildung/Fähigkeiten, um das "Geschäft" aufzubauen

Für einen erfolgreichen Start ins Geschäft ist eine vorhandene Infrastruktur notwendig. Wenn keine Infrastruktur vorhanden ist, ist eine externe Finanzierung notwendig (z. B. als nicht rückzahlbarer finanzieller Beitrag). Eine Arbeitskraft im Bereich der Wanderweidewirtschaft sollte ein einschlägiges Studium absolvieren, das mit einer staatlichen Abschlussprüfung endet. Gleichzeitig sollte die Person eine positive Einstellung zur Umwelt haben: „Leben und der Natur nicht schaden“.

7. Nächste Schritte zum Weiterkommen

Das Unterkunftsproblem für Saisonarbeitskräfte auf der Weide muss in Zukunft gelöst werden. Ungeeignete Unterkunftsbedingungen während der Sommersaison, wenn die Hirten auf dem Hof sind, wirken sich negativ auf die Berufswahl der Bewerber aus.

Die Erfahrung zeigt, dass das Interesse der Schüler/innen an dem Beruf größer ist, wenn der Betrieb eine qualitativ hochwertige mobile Unterkunft für die Bewerber/innen bereit stellen kann (z. B. eine Art Wohnwagen, auf Slowakisch „maringotka“ genannt). Deshalb ist es wichtig, bei zukünftigen Projekten eine moderne Art von Unterkunft zu testen und Berufsschüler/innen einzuladen, daran teilzunehmen. Die Schüler/innen könnten ihre Fähigkeiten direkt in der Schäferhütte üben und so auch testen, ob sie mit dieser Art zu leben, zurechtkommen. 

In Zukunft könnten Mobilheime auch im Agrotourismus eingesetzt werden. Ein Netz von mobilen Unterkünften würde die Entwicklung des Tourismus in wirtschaftlich marginalen Gebieten der Slowakei, wie z.B. in traditionellen Bergweidelandschaften, unterstützen.

8. Zitat und Empfehlung des Unternehmers

Der wichtigste Faktor für die Gründung eines Unternehmens ist die vorhandene Infrastruktur (landwirtschaftliche Gebäude, Maschinen, Land) oder nicht rückzahlbare finanzielle Unterstützung aus Projekten, die für den Kauf von Infrastruktur verwendet werden können.

Die Rekrutierung von Arbeitskräften, die in der Viehzucht ausgebildet sind, ist von entscheidender Bedeutung, idealerweise mit einem Schwerpunkt auf der Schafhaltung.