Fallstudien

Geeignet für die Region

1. Einleitung

Der Betrieb wurde gegründet und konnte sich dank der bestehenden Infrastruktur einer ehemaligen Genossenschaft in der Gemeinde Turček entwickeln. Die Schafhaltung trägt dazu bei, Weiden in hoch gelegenen, abgelegenen Parzellen zu erhalten. Die Grundstücke sind für landwirtschaftliche Maschinen nur schwer zugänglich und für andere Bewirtschaftungsformen ungeeignet. Zu den laufenden und geplanten Aktivitäten auf dem Betrieb gehören der schrittweise Wiederaufbau von Gebäuden, die Erneuerung von Maschinen und die Bewirtschaftung des Aufwuchses im gesamten Gebiet.

2. Grundlegende Informationen

Hauptträgers

Lucia Vojvodová / Salaš Turček AGROTRADE GROUP, Ltd. Rožňava

Beginn der Praxis

1998

Standort

Turček, Slovakia

Beteiligte Organisationen

Genossenschaften

Gesamtfläche der bewirtschafteten Flächen in ha

Eigentumsverhältnisse an dem für die Wanderweidewirtschaft genutzten Land

Kooperatives Land Städtische Wälder Kremnica Ltd.

Grundlegende Produkte

Milch
Fleisch

NUTS3-Region

SK032 Banská Bystrica Region

Farm and summer pastures

Glossar

3. Situation vor der Inbetriebnahme/ Veränderung/ Fortführung

Der Hof ist die Fortsetzung einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, die nach der Samtenen Revolution im Niedergang begriffen war, wie die meisten Genossenschaften in der Slowakei. Früher wurden auf dem Hof Schafe gezüchtet, da die Höhenlage (770 m ü.d.M.) und das kalte Klima für die Schafzucht besonders geeignet sind. Interessanterweise arbeiteten in der ehemaligen Genossenschaft auch Arbeiter aus der Region Orava. Diese Region befindet sich im Nordwesten der Slowakei. Die Schafzucht ist typisch für diese Region. Einige Arbeiter haben Familien gegründet und sind im Dorf Turček wohnen geblieben. Die Salaš Turček gehört zu der AGROTRADE Group Ltd. Gesellschaft. Organisatorisch ist sie Teil des primären landwirtschaftlichen Produktionszentrums in Malý Čepčín, das 1998 gegründet wurde. Der Betrieb betreibt Schafzucht mit modernen Technologien.

Für Lucia Vojvodová waren eine positive Einstellung zu Tieren und eine Familientradition der Nutztierhaltung ausschlaggebend für die Berufswahl und die Arbeit auf dem Bauernhof. Für die praktische Anwendung nach dem Studium waren Erfahrungen direkt auf dem Bauernhof, Ratschläge von Kollegen und Schulungen von Vorteil. Am wichtigsten war jedoch der Wunsch, mit Tieren zu arbeiten, und das Motto „wenn die Arbeit auch ein Lebensstil ist, sind Hindernisse leichter zu überwinden“.

4. Beschreibung der Wanderweidewirtschaft

Landschaftstyp

Der Hof liegt in der hügeligen Berglandschaft der Kremnické Vrchy (700-900 m ü. NN). Die Bodenbedeckung wechselt zwischen Weiden und Wäldern. Auf den Weiden gibt es zahlreiche Geländeabsätze mit Gestrüpp und Feldgehölzen. Hier kommt es gelegentlich zu Angriffen durch den Wolf. Daher ist es notwendig, alle Standorte regelmäßig zu beweiden und die holzige Vegetation auf den Geländeabsätzen aufzulockern oder sich schnell ausbreitende Gehölze generell zu entfernen.

E-Atlas: Weide

https://www.feal-future.org/eatlas/en?field_do_you_have_national_appro_value=&field_category_target_id=28&field_country_value=All&sort_by=title&sort_order=ASC

Tierart/ Rasse

Auf dem Hof leben etwa 1120 Schafe. Er ist spezialisiert auf die slowakische Nationalrasse (Walachei), eine ausländische Rasse (Lacaune) und deren Kreuzungen. Die Zucht der edlen walachischen Rasse wurde bei einem Wettbewerb ausgezeichnet. Die Walachei ist widerstandsfähig, anspruchslos und hat einen guten Gang in unebenem Terrain. Die französische Lacaune hat eine bessere Milchproduktion und ist für das Maschinenmelken geeignet.

Bewegungsmuster

Der Hof betreibt vertikale Transhumanz. Die Entfernung zwischen dem Hof und den Sommerweiden beträgt bis zu 5 km. Die Schafe weiden von Frühjahr bis Herbst auf den Bergwiesen. Die Weiden versorgen die Schafherde mit ausreichend hochwertigem Futter für die Milchproduktion. Die Tiere weiden an schwer zugänglichen Stellen, die für Maschinen unerreichbar sind. Von Ende April bis Ende September bleiben die Schafe auf den Bergweiden. Nachts sind sie in einem eingezäunten Gehege, tagsüber grasen sie frei auf den Weiden.

Art der Zusammenarbeit

Beim Verkauf von Milchprodukten herrscht eine horizontale Zusammenarbeit vor. In der Nähe des Salaš Turček gibt es mehrere andere Höfe mit ähnlicher Produktion. Sie konkurrieren miteinander um den Verkauf ihrer Produkte.

Angesprochene Märkte/ Produktverkauf

Der Standortvorteil des Salaš Turčeks ist der Direktverkauf ab Hof. Der Direktverkauf zieht Einwohner und Touristen an, denn Wanderwege verlaufen rund um den Hof. Der Hof verkauft etwa die Hälfte seiner Produktion direkt im Hofladen. Die andere Hälfte wird der Handelsgesellschaft Turčianska Bryndziareň angeboten. Ein weiterer Ort, an dem die Produkte verkauft werden, ist die landesweite Marktkette der „Farm Foods“-Läden.

Bedrohungen und Herausforderungen

Zuschüsse aus Projekten sind die wichtigste Einnahmequelle für die Unternehmensentwicklung. Sie werden für die Renovierung von Gebäuden und für den Kauf von landwirtschaftlichen Geräten verwendet. Außerdem gibt es Pläne, einen Brunnen zu bauen und die Weiden regelmäßig von schnell wachsenden Bäumen zu säubern. Im letzten Jahr war die größte Herausforderung der Umgang mit den hohen Strompreisen. An zweiter Stelle steht das Problem, qualifiziertes Personal zu finden. Es wird erwartet, dass mehrere Schüler/innen in Zukunft ein Praktikum auf dem Hof machen werden.

5. Getroffene Entscheidungen

Begründungen

Ein persönliches Interesse an der Tierhaltung ist der wichtigste Faktor für die Wahl der Wandertierhaltung als Beruf. Dieses Interesse ist wichtig, wenn die Arbeit auch Teil des Lebensstils ist. Der Charakter der gehaltenen Schafe entspricht der Umgebung und folgt der historischen Tradition der Schafzucht in der Region.

Entscheidung für die Tierart/ spezifische Rasse

Die slowakische Walachei wird typischerweise in höheren Lagen mit rauem Gelände und rauem Klima gezüchtet.

Entscheidung für das Produktionssystem

Die Weidehaltung kann als halbintensiv bezeichnet werden.

Diversifizierung des Einkommens

Der Betrieb ist im Verhältnis 1:1 diversifiziert, was bedeutet, dass die Hälfte der Produktion auf dem Hof und die andere Hälfte an andere Handelsunternehmen verkauft wird. Während der Osterzeit exportiert der Betrieb Lämmer. Der Salaš Turček ist der kommerzielle Teil eines größeren Unternehmens, das sich neben der Aufzucht von Nutztieren auch mit dem Anbau und Verkauf von Feldfrüchten beschäftigt. Außerdem ist das Unternehmen ein autorisierter Händler für landwirtschaftliche Geräte. Das Unternehmen hat vielfältige Geschäftsfelder. Die Multifunktionalität macht das Unternehmen resistent gegen Instabilitäten in einzelnen landwirtschaftlichen Produktionsbereichen.

Multifunktionale Aspekte

Der Betrieb trägt zur natürlichen Erneuerung von Pflanzengemeinschaften bei und sorgt für deren optimale Artenzusammensetzung. Die Beweidung ermöglicht die Nutzung von Flächen, die für Maschinen unzugänglich sind und auf keine andere Weise bewirtschaftet werden können.

6. Ausbildung/Fähigkeiten, um das "Geschäft" aufzubauen

Um ein Unternehmen erfolgreich zu gründen, ist ein beruflicher Sekundar- oder Hochschulabschluss unerlässlich. Auch die Familientradition spielt eine entscheidende Rolle. Nicht zuletzt ist auch die Ausbildung in alltäglichen Tätigkeiten direkt auf dem Bauernhof nach Abschluss der Ausbildung wichtig. Die Ausbildung auf dem Bauernhof dauerte in dieser Fallstudie zwischen 1 und 1,5 Jahren. Mitarbeiter, die bereit sind, mit Rat und Tat bei der Lösung alltäglicher Herausforderungen zu helfen, sowie verschiedene Online-Kurse und Schulungen sind eine große Hilfe.

7. Nächste Schritte zum Weiterkommen

Für die Zukunft plant der Betrieb, die Vielfalt der angebotenen Käsesorten in seinem Laden zu erweitern. Aufgrund der Erfolge und der Auszeichnung beim Zuchtwettbewerb plant der Betrieb auch die Produktion von Zuchtböcken. Die Wertschätzung der Qualität bedeutet zufriedene Kunden, so dass diese Tätigkeit eine vielversprechende zukünftige Einkommensquelle zu sein scheint.

Es sind Investitionen in die Betriebsgebäude und die Erneuerung der Maschinen erforderlich, hauptsächlich durch Projektzuschüsse. Im Hinblick auf die Entwicklung des Agrotourismus ist geplant, die Touristen dazu zu bringen, ihre Aufenthalte auf dem Hof zu verlängern, indem der Hof zugänglich gemacht und eine Schutzhütte mit Blick auf die bergige Weidelandschaft gebaut wird. In der Schutzhütte könnten die Touristen zum Beispiel die Milchprodukte des Hofes genießen.

Die staatlichen Exekutivstrukturen müssen ein besseres Verständnis für landwirtschaftliche Belange entwickeln. Ein solches Verständnis sollte sich in gezielter, praktischer Hilfe für den Kauf von Geräten niederschlagen. Ein spezielles Problem, das die staatlichen Stellen seit langem nicht gelöst haben, ist der Verkauf von Schafwolle. Die Kosten für die Schafschur übersteigen den Gewinn aus dem Verkauf unverhältnismäßig stark.

8. Zitat und Empfehlung des Unternehmers

Das Wichtigste im Geschäft sind die Ausbildung und das Engagement. Es ist wichtig, eine eigene Zukunftsvision zu haben, die auch bei Misserfolgen motivierend wirkt; mit Hilfe einer Idee lassen sich Misserfolge leichter überwinden. In der Übergangszeit nach dem Ende der Ausbildung und dem Berufseinstieg sind die Mitarbeiter/innen im Kollektiv, die bereit sind, zu beraten und zu unterstützen, eine große Hilfe.

Selbst ein gut geplantes Geschäft bringt manchmal auch Phasen mit kleineren Gewinnen oder Verlusten mit sich. Deshalb ist es wichtig, eine finanzielle Reserve zu bilden, um solche Phasen im Unternehmen zu überbrücken.