Fallstudien

Tradition und Innovation

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Tradition und Innovation

Inhalt

1. Einleitung

Die Sommerwirtschaft basiert auf der lokalen Verarbeitung von Ziegenmilch. Ein mobiler „Molkerei-Anhänger“ wird für die Herstellung und den Verkauf von Produkten wie Milch und verschiedenen Arten von Käse. Der Sommerbauernhof empfängt Besucher und bietet Mahlzeiten mit der Geschichte der Produktion als Mehrwert an. Die Pflege der Landschaft und die Erhaltung der Artenvielfalt und des kulturellen Erbes sind integraler Bestandteil der Praxis.

2. Grundlegende Informationen

Hauptträgers

Kathrin und Thomas Aslaksby

Beginn der Praxis

2006

Standort

Heggenes, Norway

Beteiligte Organisationen
  • Landwirte/Senner
  • Private Landeigentümer
Gesamtfläche der bewirtschafteten Flächen in ha
  • 1000 (5×2 km)
Eigentumsverhältnisse an dem für die Wanderweidewirtschaft genutzten Land
  •  Eigenes Land 1,2 ha Land in privatem Besitz
  • Die größeren Weideflächen sind im gemeinsamen Besitz mehrerer Landwirte.
Grundlegende Produkte
  • Milch
  • Käse
  • Fleisch
  • Wurst
  • Landschaft und ihre biologische Vielfalt
NUTS3-Region
NO020 Innlandet
  • Main Farm

    Bauernhof

  • Sommerweiden

Glossar

3. Situation vor der Inbetriebnahme/ Veränderung/ Fortführung

Kathrin und Thomas Aslaksby kauften den Hof am Skammestein einschließlich der Sommerfarm im Jahr 2006. 20 Jahre lang, von 1986 bis 2006, wurde auf der Sommerfarm keine Beweidung oder Bewirtschaftung der Weiden durchgeführt. Bis 1986 gingen die früheren Besitzer mit Rindern und Milchkühen vom Haupthof zum Sommerhof und blieben dort während des Sommers, von Mitte Juni bis zum 10. September. 

Kathrin Aslaksby, die für das Melken und die Verarbeitung der Milch zuständig ist, hat einen Master in Naturschutz und Management von der Norwegischen Universität für Lebenswissenschaften und hat als Rangerin und Naturführerin in Nationalparks gearbeitet.

4. Beschreibung der Wanderweidewirtschaft

Landschaftstyp

Die Sommerfarm liegt an einem Südwesthang auf 1000 m ü.d.M. mit Blick auf den See Olevatn. Das bedeutet, dass der Sommerhof in der oberen Zone der regionalen Baumgrenze liegt. Das offene gemeinsame Weidegebiet besteht aus sanften Hügeln, Klippen, Schluchten, Sumpfland und Torfmooren. Ein kleiner Bach fließt durch die Alm und liefert Wasser zur Kühlung der Milch. Aufgrund der klimatischen Veränderungen in der Region ist der Wasserfluss des Baches instabil geworden. 

Der Melkschuppen befindet sich am höchsten Punkt der Weideflächen am Zaun, der die privaten Weideflächen von den umliegenden Allmenden und den angrenzenden Sommerhöfen trennt. Das Haupthaus befindet sich auf dem unteren Teil des eingezäunten kleinen Hofes.

Tierart/ Rasse

Der Viehbestand des Sommerhofs besteht aus 35-40 Milchziegen, einigen Mohairziegen (Fell) und seit einigen Jahren auch Pferden. Die Ziegen grasen zwischen den Melkzeiten auf den großen Gemeinschaftsflächen rund um den See Olevatn. Die Pferde werden zum Grasen und zur Verbesserung der Qualität der eingezäunten Weiden gehalten. Die Ziegen werden mit tragbaren Melkmaschinen gemolken, um die beste Milchqualität für die Käseproduktion zu gewährleisten. Kathrin Aslaksby stellt verschiedene Arten von Ziegenkäse her, darunter auch braunen (karamellisierten) Käse. Der Käse wird in einem mobilen „Molkerei-Anhänger“ hergestellt, mit Ausnahme des braunen Käses, der in einem großen Eisentopf in einem traditionellen Fachwerkgebäude gekocht wird. Auf der Sommerfarm werden etwa 700 kg Ziegenkäse hergestellt.

Bewegungsmuster

Die Entfernung zwischen dem Hauptbetrieb und der Sommerfarm beträgt 18 km. Aus Gründen der Verkehrssicherheit werden die Ziegen auf einem LKW transportiert. Die Wanderung mit dem (Pack-)Pferd dauert 3 Stunden.

Angesprochene Märkte/ Produktverkauf

Die verschiedenen Käsesorten, Wurstwaren und anderen Produkte werden auf dem Saisonbetrieb und dem Hauptbetrieb aus dem ‚Milchwagen‘ verkauft, der über einen Kühlraum verfügt. Außerdem werden die Produkte an Geschäfte für lokal produzierte Lebensmittel und an Restaurants verkauft. Für Besuchergruppen werden Mahlzeiten mit Käse, Wurst und anderen Hofprodukten serviert.

5. Getroffene Entscheidungen

Begründungen

Die Bewirtschaftung des Sommerhofes bietet die Möglichkeit, eine ökologische Produktion mit geringem Einsatz von Kraftfutter und effektiver Nutzung der Weideressourcen aufzubauen.

Entscheidung für die Tierart/ spezifische Rasse

Die Sommerlandwirtschaft mit Ziegen passt gut in die Landschaft. Die Einführung von Ziegen war die beste Möglichkeit, die traditionelle Sommerlandwirtschaft in der Region zu bewirtschaften und wiederzubeleben. Außerdem ist die Haltung von Milchziegen auf dem Sommerbauernhof überschaubar, wenn es um die Verarbeitung der Milch vor Ort geht.

Entscheidung für das Produktionssystem

Ein mobiler „Milchanhänger“ war für die Praxis unerlässlich, da es zu kostspielig gewesen wäre, zwei Produktionseinheiten zu haben – eine auf dem Hauptbetrieb und eine auf dem Saisonbetrieb.

Diversifizierung des Einkommens

Die Herstellung von Käse und der Verkauf direkt auf der Sommerfarm bieten einen zusätzlichen Wert. Die Landschaft der Alm, die Aussicht, die Geschichte der Alm und ihr ökologischer, kultureller und sozialer Nutzen für die Gesellschaft und die Natur sind ein Mehrwert für die Mahlzeiten, die auf der Alm serviert werden. Das Organisieren und Abhalten von Kursen zur Käseherstellung ist eine weitere Möglichkeit, das Einkommen aufzubessern.

Multifunktionale Aspekte

Die Berggebiete werden seit Hunderten von Jahren für die Ziegenweide genutzt wodurch eine biodiverse Landschaft entstanden ist. Die Wiederherstellung traditioneller Weiden mit hohem Biodiversitätspotenzial, die Erhaltung des kulturellen Erbes und die Bereitstellung einer echten Sommerweidelandschaft als Gemeingut sind wichtig. Auch die Klimaaspekte dieses Bewirtschaftungssystems sind für die Bauern und Bäuerinnen wichtig.

6. Ausbildung/Fähigkeiten, um das "Geschäft" aufzubauen

Das Netzwerk der Landwirte und Sommerbauern in der Region Valdres war für Kathrin Aslaksby sehr wichtig. Das Netzwerk trifft sich zweimal im Jahr, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Auch der nationale Verband „Norsk seterkultur“ (Norwegische Sommerweidenkultur), der sich für die Förderung der saisonalen Landwirtschaft und die Verbesserung des Wissens darüber einsetzt, sowie das „Fjellnettverket“ sind wichtig. Das „Fjellnettverket“ ist ein regionales politisches Netzwerk, in dem unter anderem Institutionen und Gemeinden vertreten sind und das sich mit Themen beschäftigt, die für die Entwicklung lebensfähiger ländlicher Gebiete wichtig sind. Um von diesen Netzwerken zu profitieren, müssen sich die Landwirte aktiv beteiligen.

 

7. Nächste Schritte zum Weiterkommen

Es ist wichtig, ständig innovativ zu sein und in neuen Bahnen zu denken. Kathrin Aslaksby will auf der Grundlage von Traditionen und den lokal verfügbaren Ressourcen innovativ sein. Wichtige zukünftige Schritte sind die Werbung für den Direktverkauf an Kunden und die Entwicklung einer breiteren Palette von Käseproduktionen. Außerdem plant Kathrin Aslaksby, mit anderen Kleinerzeugern zusammenzuarbeiten, z. B. mit lokalen Brauereien.

8. Zitat und Empfehlung des Unternehmers

Die größte Einnahmequelle der saisonalen Landwirtschaft ist es, im Sommer am besten Ort zu leben und zu arbeiten und der Natur nahe zu sein. Eine große Herausforderung beim Empfang von Besuchern ist es, ihnen zu vermitteln, dass sie kein Museum, sondern ein privates Grundstück betreten, und sie auf die Einschränkungen der Privatsphäre hinzuweisen.
Wenn du einen Bauernhof übernimmst, solltest du dir genau überlegen, wie die lokalen und betriebseigenen Ressourcen entwickelt, genutzt und kultiviert werden können, um den Bedarf an externen Inputs zu verringern, die Wirtschaft des Hofes aufrechtzuerhalten und die Klimabilanz zu verbessern.