Fallstudien

Vergessene Landschaften wiederbeleben

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Vergessene Landschaften wiederbeleben

Inhalt

1. Einleitung

Die „Adlegg-Stiftung“ bietet ein innovatives Konzept zur Erhaltung und Pflege einer Kulturlandschaft. Ein gemeinsames Interesse (Landschaft) und das Engagement aller Partner sind die Grundlage des Konzepts. Der Erfolg des Konzepts beruht auf dem Einsatz von Ziegen zur Landschaftspflege, der Erzeugung von Produkten (Milch, Käse und Fleisch) aus der Region für die Region, der starken Einbindung der Gemeinde und dem direkten Kundenkontakt.

2. Grundlegende Informationen

Hauptträgers

Oliver Post

Beginn der Praxis

1995

Standort

Buchenberg, Germany

Beteiligte Organisationen
  • Senner
  • Ländliche Unternehmer
  • Stiftung
Gesamtfläche der bewirtschafteten Flächen in ha
  • Der Betrieb von Oliver Post basiert auf ca. 115 ha Grünland, von denen ca. 40% als Schutzgebiet ausgewiesen sind. Das Land ist marginal und wurde größtenteils aufgegeben, bevor Oliver Post 1995 seine Initiative startete.
Eigentumsverhältnisse an dem für die Wanderweidewirtschaft genutzten Land
  • Eigenes Land
  • Gemietetes privates Land
  • Gepachtetes öffentliches Land
Grundlegende Produkte
  • Ziegenmilch
  • Ziegenfleisch

 

Die Käserei verarbeitet 30.000 Liter Milch pro Jahr. Auf der Grundlage eines ganzheitlichen Vermarktungsansatzes werden sowohl die Milchprodukte als auch das Ziegenfleisch direkt an die Verbraucher/innen verkauft.

Die Beweidung ermöglicht und fördert die Erhaltung einer offenen und attraktiven Landschaft, mit einer hohen Artenvielfalt. Die Weiden befinden sich im Hügelland von Bayern und Baden-Württemberg.

NUTS3-Region
DE27E Oberallgäu
  • Main Farm

    Farm

Glossar

3. Situation vor der Inbetriebnahme/ Veränderung/ Fortführung

Oliver Post stieg nebenberuflich in die Landwirtschaft ein. Nachdem er ein Gehöft mit 5 ha Land in der Nähe erworben hatte, stellte er fest, dass viele Landwirte in der Region ihre Tätigkeit aufgaben, weil die Landwirtschaft nicht mehr rentabel war. Die mühsame Bewirtschaftung von Grenzertragsflächen war also nicht mehr attraktiv. 

Im Jahr 2003 ergriff Oliver Post die Initiative, einen Verein zu gründen. Im Jahr 2008 wurde die „Adlegg-Stiftung“ gegründet. Im selben Jahr stellte die Stiftung das Entwicklungskonzept „Netzwerk Kreuzthal“ vor. Die Ziele des Konzepts sind: 

  • Förderung einer nachhaltigen und naturschutzorientierten Landwirtschaft
  • Förderung eines sanften und vor allem familienfreundlichen Tourismus
  • Umweltbildung und Entwicklung der Nahversorgung

Die Stiftung verpachtet ihr Land an Oliver Post, den führenden Landwirt.

4. Beschreibung der Wanderweidewirtschaft

Landschaftstyp
  • Wiesen
  • Weiden
  • Natürliches Grünland in der Voralpenregion
Tierart/ Rasse

Die Stiftung zielt auf eine hochwertige Nischenproduktion, Verarbeitung und Direktvermarktung ab. Deshalb hat sie sich für bestimmte Tierrassen entschieden: Die „Bunte Deutsche Edelziege“ und die „Thüringer Waldziege“.

Die Züchtung zielt nun auf eine höhere Milchleistung bei Weidehaltung auf mageren Weiden sowie auf einen geringen Kraftfuttereinsatz und Robustheit (d.h. kein Bedarf an Tierärzten) ab.

Bewegungsmuster

Die Weiden umgeben den Hof, hauptsächlich auf den Hügeln. Die Tiere werden in der hügeligen Region um die Scheune herum gehalten.

Art der Zusammenarbeit

Unter der Leitung von Oliver Post betreibt die Stiftung eine Milchziegenzucht. Sie besteht aus 60 Milchziegen und deren Nachzucht. Außerdem unterhält die Stiftung eine kleine Pensionsrinderhaltung (130 Rinder im Alter von 1-2 Jahren).

Angesprochene Märkte/ Produktverkauf

Die Käserei verarbeitet 30.000 Liter Milch pro Jahr. Auf der Grundlage eines ganzheitlichen Vermarktungsansatzes werden sowohl die Milchprodukte als auch das Ziegenfleisch direkt an die Verbraucher/innen verkauft.

Bedrohungen und Herausforderungen

Oliver Post war sich sicher, dass aus rein wirtschaftlicher Sicht andere Standorte für die Ziegenhaltung effektiver sind. Gleichzeitig war er sich sicher, dass ein wesentlicher regionaler Mehrwert dieser Tierhaltung aus dem gemeinnützigen Interesse der Landschaftspflege und -erhaltung entstehen könnte. Die Schaffung eines solchen Wertes könnte ein entscheidender Vorteil für die Region sein.

5. Getroffene Entscheidungen

Begründungen

Das Interesse von Oliver Post und der Stiftung, das Vieh von einer Weide zur anderen zu treiben, hängt mit der Situation in ihrer Region zusammen. Oliver Post hat ganz von vorne angefangen, um Landwirt zu werden, und das von der Stiftung umgesetzte Bewirtschaftungssystem entworfen. Sein Grundgedanke ist „Landwirtschaft ist standorttreu“. Oliver Post entschied sich für die Arbeit, die er macht, und für seine Lebensweise.

Die erheblichen positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die Lebensweise sind attraktiv für diejenigen, die diesen Lebensstil verfolgen. Die wirtschaftliche Lage der Stiftung ist stabil. Allerdings ist es eine Herausforderung, die benötigten Arbeitskräfte zu bezahlen und die Leistung der Tiere (in Bezug auf Milch und Fleisch) auf dem kargen Grünland zu erzielen.

Entscheidung für die Tierart/ spezifische Rasse

Die Stiftung, die von regionalen Akteuren unterstützt wird, war die Grundlage für die landwirtschaftliche Tätigkeit. In der Zwischenzeit wurde ein Ziegenstall errichtet. 

Die Entscheidung für die ökologische Produktion stand von Anfang an im Einklang mit der Entscheidung für die Tierrassen. Sie ermöglichte einen ganzheitlichen Ansatz und einen regionalen Marktzugang für die Produkte.

Ein Biologe begleitete die Beweidung vier Jahre lang, um die Auswirkungen der Beweidung auf die Kulturlandschaft in Bezug auf die Artenvielfalt und den Reichtum an Wildpflanzen und -tieren zu dokumentieren.

Es ist bemerkenswert, dass die Grenzertragsflächen, die derzeit genutzt, bewirtschaftet und unter dem Gesichtspunkt der biologischen Vielfalt verbessert werden, vor Beginn der Initiative größtenteils aufgegeben wurden.

Bei den Weideflächen handelt es sich zum Teil um Privatland und zum Teil um öffentliches Land. Ein Teil gehört der Stiftung, der größte Teil ist gepachtetes Land.

Die Nachfrage nach Weideland ist in der Region zwar eigentlich hoch, aber nicht in den Randgebieten. Da ein Teil des Landes vor Beginn der Initiative aufgegeben wurde, ist der Zugang zu Land erschwinglich.  

Entscheidung für das Produktionssystem

Oliver Post und seine Frau bewirtschaften den Hof mit 1 oder 2 Vollzeitbeschäftigten (Praktikanten, Auszubildende, zukünftige Führungskräfte des Hofes). Die Ziegen sind von Mitte Mai bis Mitte Oktober auf den Hügeln. Zum Melken und in der Nacht ist die Herde im Stall. Die jungen Pensionsrinder bleiben auf den Hügeln. 

Diversifizierung des Einkommens

Die Adlegg-Stiftung arbeitet gut mit regionalen Landwirten, Direktvermarktungsinitiativen und Gemeinden zusammen, um auf lokalen Bauernmärkten und direkt auf dem Bauernhof zu verkaufen. Der Direktverkauf auf dem Bauernhof ist einfach organisiert. Ein Kühlschrank ist in der Nähe des Stalls an einem stark frequentierten Wanderweg aufgestellt.

Multifunktionale Aspekte

Bei der optimierten Zucht wird die „Bunte Deutsche Edelziege“ mit der „Waldziege“ gemischt, um die Leistung zu verbessern. Das primäre Grasfutter wird mit Leistungskraftfutter ergänzt.

Obwohl die landwirtschaftliche Tätigkeit finanziell lohnend ist, wäre das Projekt ohne eine große Leidenschaft für Landwirtschaft und Naturschutz nicht zustande gekommen – weder im kleinen noch im großen Maßstab.

6. Ausbildung/Fähigkeiten, um das "Geschäft" aufzubauen

Das Landwirtschaftsamt und der Bioland-Verband standen von Anfang an beratend zur Seite, um einen Betriebsentwicklungsplan zu erstellen. Außerdem gab es eine intensive Zusammenarbeit mit ProRegio – Gesellschaft für Landschaftsentwicklung und dem PLENUM-Projekt in Baden Württemberg.

Als Oliver Post den Seiteneinstieg in die Landwirtschaft wagte, hat er offen darüber gesprochen, was er plant und was er von seinem Hof erwartete.

Sowohl Oliver Post als auch die Stiftung arbeiten auf der Grundlage guter Kommunikation und hoher Transparenz.

7. Nächste Schritte zum Weiterkommen

Oliver Post wird auch in Zukunft Tradition und Innovation miteinander verbinden. Der nächste entscheidende Schritt für die gesamte Initiative und die Stiftung wird der Generationswechsel und die Übergabe der Verantwortung sein. Der übergeordnete strategische Wunsch und die Notwendigkeit ist es, die nächste Generation übernehmen zu lassen.

Das Ziel für die weitere Entwicklung ist es:

  • die Ergebnisse der Milchviehhaltung von Ziegen zu verbessern,
  • die vorhandene Kapazitäten in der Verarbeitung noch besser zu nutzen,
  • in die Produktion von autochthonem Saatgut einzusteigen sowie
  • mit anderen Landwirten noch enger zusammen zu arbeiten.

8. Zitat und Empfehlung des Unternehmers

Es ist die Mühe wert. Aber wir brauchen starke neue junge Führungskräfte. 

Die Verknüpfung von Landwirtschaft, Region und Landschaft ist entscheidend.

Ein Bauer braucht viel Durchhaltevermögen. Er blieb auf dem Weg, auch wenn es nicht immer einfach war.

Überlege dir genau, was deinen Standort von anderen unterscheidet. Sowohl positiv als auch negativ. Arbeite dann die positiven Eigenschaften heraus und verstärke sie! Es ist wichtig, Ideen weiter und zu Ende zu denken:

  • Welche Auswirkungen hat eine Handlung in einem Bereich auf den anderen Bereich?
  • Was passiert, wenn wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten?