Fallstudien

Wandertierhaltung und Tourismus

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Wandertierhaltung und Tourismus

Inhalt

1. Einleitung

Die Milchproduktion ist der Hauptgrund für die saisonale Landwirtschaft. Die Milch wird von TINE gesammelt – Norwegens größter Molkereigenossenschaft. Im Jahr 2011 kam der Tourismus als Aktivität hinzu und seitdem werden im Juli an drei Tagen in der Woche Besucher empfangen.

2. Grundlegende Informationen

Hauptträgers

Simen Løken

Beginn der Praxis

2011

Standort

Øyer, Norway

Beteiligte Organisationen
  • Landwirt/Senner
Gesamtfläche der bewirtschafteten Flächen in ha
  • Ca. 4 ha
Eigentumsverhältnisse an dem für die Wanderweidewirtschaft genutzten Land
  • Eigenes Land Das Land ist jedoch Teil eines staatlichen Gemeinwesens.
Grundlegende Produkte

Das Hauptprodukt ist Milch. Da der Bauer und die Sennerinnen Besucher willkommen heißen, ist auch der Wissenstransfer ein „Produkt“ der saisonalen Landwirtschaft. Gleichzeitig schafft und bewahrt die saisonale Landwirtschaft eine offene Landschaft.

NUTS3-Region
NO020 Innlandet
  • Main Farm

    Farm

  • Summer pastures

Glossar

3. Situation vor der Inbetriebnahme/ Veränderung/ Fortführung

Die Praxis der saisonalen Landwirtschaft begann hier bereits Mitte des 18. Jahrhunderts. Zwei Höfe besaßen den Saisonbetrieb gemeinsam und hatten jedes zweite Jahr eine Sennerin. Zu dieser Zeit blieben sowohl Kühe als auch Ziegen auf dem Saisonbetrieb. Um 1920 gab einer der Höfe die saisonale Landwirtschaft auf, aber beide Höfe besaßen weiterhin den Saisonbetrieb. Im Jahr 1965 wurde die saisonale Landwirtschaft eingestellt, aber 1987 mit Kühen als Nutztieren wieder aufgenommen. Im Jahr 2011 wurde mit dem Tourismus begonnen. Simen Løken hat eine Ausbildung in der Landwirtschaft und ist auf dem Hof aufgewachsen, den er nun übernehmen wird. In dieser Zeit des Übergangs hat er sich entschieden, die saisonale Landwirtschaft weiterzuführen. Er ist damit aufgewachsen, im Sommer auf dem Saisonbetrieb zu arbeiten und hat viele gute Erinnerungen daran. Für ihn war es die „richtige“ Entscheidung, die saisonale Landwirtschaft fortzuführen, denn sie ist Teil der Betriebsführung. Sowohl er als auch das Vieh genießen den Aufenthalt auf dem saisonalen Bauernhof und die saisonale Landwirtschaft ist eine gute Möglichkeit, Lebensmittel zu produzieren. Etwa 20 Milchkühe, fünf Färsen und zehn Kälber bleiben auf dem Saisonbetrieb. Die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr ein wenig. Andere Tiere wie Hühner, Schweine, Kaninchen und Ziegen sind auf dem saisonalen Bauernhof, auch weil hier Besucher willkommen geheißen werden. Die Ziegen sind aber auch dafür da, die Weiden zu öffnen. Die Kühe grasen tagsüber frei. Außerdem bekommen die Kühe etwas Kraftfutter. Simen Løken versucht, die Menge des Kraftfutters zu reduzieren, aber die Kühe brauchen zumindest etwas davon, damit die Milchproduktion nicht zu sehr abnimmt. Zum Melken wird eine Melkmaschine eingesetzt, die von einem Dieselgenerator angetrieben wird. Der Hauptgrund für die saisonale Landwirtschaft ist die Milchproduktion, aber die Bedeutung des Tourismus hat zugenommen. Der saisonale Bauernhof empfängt im Juli an drei Tagen in der Woche Besucher. Die Besucher zahlen einen Eintrittspreis, lernen die Tiere kennen, nehmen am Melken teil und bekommen Waffeln, Kaffee oder Sirup.

4. Beschreibung der Wanderweidewirtschaft

Landschaftstyp

Der saisonale Bauernhof liegt in einem kleinen Tal auf 1000 m ü.d.M., in der Baumgrenze. Er liegt an einem leichten Hang, während sich die Weideflächen hauptsächlich unterhalb befinden. Die Landschaft hat einen Hochgebirgscharakter. Sie ist offen und das Gelände ist hügelig.

Tierart/ Rasse

Die meisten Kühe gehören der Rasse Norwegian Red an, aber zwei der Milchkühe sind Dola-Rinder.

Bewegungsmuster

Die saisonale Haltungssaison beginnt Ende Juni und dauert bis zur ersten Septemberwoche. Die Tiere werden mit einem LKW transportiert. Die Entfernung zwischen dem Hauptbetrieb und dem Saisonbetrieb beträgt ca. 17 km, und die Fahrt dauert etwa 20 Minuten. Der Höhenunterschied zwischen dem Hauptbetrieb und dem Saisonbetrieb beträgt ca. 780 m.

Art der Zusammenarbeit

In der Nähe gibt es einige Saisonbetriebe, und die Sennerinnen und Bauern helfen sich gegenseitig, zum Beispiel wenn Kühe verschwunden sind.

Angesprochene Märkte/ Produktverkauf

Die Milch wird von TINE, Norwegens größter Molkereigenossenschaft, gesammelt.

Bedrohungen und Herausforderungen

Die wirtschaftliche Situation ist eine Herausforderung, da die saisonale Bewirtschaftung zusätzlichen Zeitaufwand und Ausrüstung erfordert. So werden zum Beispiel ein Stall, eine Melkmaschine und ein Melktank sowohl auf dem Saisonbetrieb als auch auf dem Hauptbetrieb benötigt. Zwei von Simen Løkens Schwestern sind die Sennerinnen, aber auf lange Sicht muss vielleicht jemand anderes die Rolle der Sennerin/des Senners übernehmen. Simen Løken kann mehr Zeit auf dem Saisonbetrieb verbringen, wenn sonst niemand in der Familie verfügbar ist. In einem solchen Fall wird jedoch mehr Hilfe auf dem Haupterwerbsbetrieb benötigt. Er könnte auch beschließen, eine Sennerin oder einen Senner einzustellen.

5. Getroffene Entscheidungen

Begründungen

Wie bereits erwähnt, war die Beibehaltung der saisonalen Landwirtschaft für Simen Løken die „richtige“ Entscheidung, da die saisonale Bewirtschaftung Teil der Art und Weise ist, wie der Hof geführt wird. Durch die Beibehaltung der saisonalen Landwirtschaft pflegt Simen Løken die Traditionen des Hofes.

Entscheidung für die Tierart/ spezifische Rasse

Das Dola-Rind ist besser an die saisonale Weidehaltung angepasst als das Norwegische Rotvieh. Dola-Rinder brauchen weniger Kraftfutter und nutzen die Bergweiden besser. Außerdem sind die Tiere kleiner und bewegen sich leichter in unebenem Gelände. Allerdings produzieren sie weniger Milch. 

Entscheidung für das Produktionssystem

Die Milcherzeugung ist eine Fortsetzung der saisonalen Landwirtschaft, wie sie seit 1987 praktiziert wird. Im Jahr 2010 veranstalteten alle saisonalen Landwirte in der Gemeinde Øyer einen „Tag der offenen Tür“ mit Aktivitäten wie Geschichtenerzählen, Ausflügen, Heuernte mit der Sense und servierten Essen. Den Besuchern zu zeigen, wie ein Saisonbetrieb geführt wird, war eine positive Erfahrung für den Landwirt und die Sennerinnen und Senner, und sie hießen die Besucher weiterhin willkommen. Der Saisonbetrieb war in der Vergangenheit ein Ort der Privatsphäre für die Familie, und es muss entschieden werden, inwieweit der Saisonbetrieb für zahlende Besucher offen ist. Heißt man zum Beispiel auch außerhalb der Öffnungszeiten Besucher willkommen?

Diversifizierung des Einkommens

Die Milchproduktion ist eine wichtige Einnahmequelle für den Betrieb. Da der Tourismus zugenommen hat, hat er sich zu einem zusätzlichen Einkommen entwickelt.

Multifunktionale Aspekte

Die Milcherzeugung wird als Hauptgrund für die saisonale Landwirtschaft genannt. Gleichzeitig schafft die saisonale Landwirtschaft eine charakteristische Landschaft. Simen Løken hat Zeit und Ressourcen eingesetzt, um einen Teil der Landschaft wiederherzustellen. Da nur wenige Saisonbetriebe betrieben werden, ist der Weidedruck derzeit nicht ausreichend, um die Landschaft offen zu halten. Weniger Beweidungsdruck führt dazu, dass die Weiden nachwachsen und von geringerer Qualität sind, was die Ausübung der saisonalen Landwirtschaft erschwert. Um die Landschaft über das Maß hinaus zu öffnen, das die Eigentümer der Saisonbetriebe selbst bewirtschaften, ist die Unterstützung der Behörden erforderlich.

6. Ausbildung/Fähigkeiten, um das "Geschäft" aufzubauen

Die Ausbildung an der „Sogn Jord- og Hagebruksskule“ – einer Sekundarschule für ökologischen Landbau – hat viel Wissen und viele Ideen für die Führung eines Saisonbetriebs eingebracht. Der Kontakt mit den Eigentümern der benachbarten Saisonbetriebe während des ganzen Jahres, Besuche auf den benachbarten Saisonbetrieben und auch in anderen Teilen des Landes sind wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und neue Ideen zu bekommen. Darüber hinaus ist es eine wichtige Inspirationsquelle, anderen Saisonbetrieben in den sozialen Medien zu folgen.

7. Nächste Schritte zum Weiterkommen

Simen Løken möchte versuchen, einen Teil der Milch zu Butter, Sauerrahm („Rømme“) und möglicherweise zu Käse zu verarbeiten. Die Verarbeitung der Milch erfordert zwar mehr Arbeit und Zeit als die Lieferung der gesamten Milch an TINE, aber die Verarbeitung der Milch würde einen Mehrwert für die von Simen Løken produzierte saisonale Erzeugermilch bedeuten. In einem solchen Fall könnte es sinnvoll sein, die Zahl der Dola-Kühe zu erhöhen, um einen größeren Anteil an Milch mit guter Qualität für die Käseproduktion zu erhalten.

8. Zitat und Empfehlung des Unternehmers

Die saisonale Landwirtschaft bedeutet eine Abwechslung vom Alltag und der Aufenthalt auf dem Saisonbetrieb ist eine Art Urlaub, auch wenn er mehr Arbeit mit sich bringt. Der Aufenthalt auf dem Saisonbetrieb weckt schöne Erinnerungen. Die größte Herausforderung in der saisonalen Landwirtschaft ist das Zeitmanagement.

Ein guter Kontakt mit dem Vieh während des gesamten Winters ist sehr wichtig. Besonders wenn das Vieh frei weidet, ist es wichtig, dass das Vieh die Menschen auf dem Saisonbetrieb kennt.